Mai 1945 - Die Katastrophe, ein mühsamer Neubeginn und das Ende der Firma AUSTRO-TATRA

Das Ende des Krieges war gleichzeitig auch die dunkelste Stunde von AUSTRO-TATRA. Was Bomben nicht zerstört hatten, wurde nun von der Besatzungsmacht demontiert bzw. kaputt gemacht. Das Werk war ein „Totalschaden“. An eine Wiederaufnahme der PKW-Produktion wurde zwar gedacht, es fehlte aber an allem. So entschied die Werksleitung lediglich die Fertigung von Ersatzteilen für TATRA-Fahrzeuge wieder aufzunehmen und das Karosserie- und Reparaturwerk neu zu errichten. Eben dieses Karosseriewerk hatte einen so guten Ruf, dass PORSCHE einen Teil der ALU-Karosserien für die anfangs noch in Gmünd produzierten Sportwagen anfertigen ließ. Von der Polizei erhielt das Unternehmen 1950 den Auftrag ca. 250 Stück VW-Käfer auf offene 4-türige und ca. 9 offene 2-türige Einsatzwagen umzubauen. Auch bemühte man sich weiter um die Fertigung von ganzen Fahrzeugen. Nachdem die Gespräche mit RENAULT im Sand verlaufen waren, konnte 1951 mit der Firma GUTBROD ein Assembling-Übereinkommen geschlossen werden.

Durch die politischen Umstände in der Tschechoslowakei wurde der Besitzer von TATRA, Baron Ringhoffer, enteignet und fand 1946 in einem NKWD-Lager den Tod. Daher kam AUSTRO-TATRA unter öffentliche Verwaltung. Damit sicherte die Republik Österreich das Vermögen für die rechtmäßigen Besitzer. In Folge dieser Entwicklung kam es zu Spannungen zwischen der tschechischen Führung des 1945 neu gegründeten Unternehmens TATRA n.p. (Národní Podnik - Nationalunternehmen) und den in Österreich ansässigen Aktionären der Ringhoffer TATRA Werke AG, die 1948 in einem endgültigen Bruch zwischen der österreichischen Tochter und dem Mutterhaus gipfelten. AUSTRO-TATRA wurde der Generalvertretungsvertrag entzogen und die Tschechen beauftragten ab nun die als Škoda Importeur bekannte Firma Tarbuk mit den Geschäften.

Um das Überleben der Firma zu sichern, übernahm AUSTRO-TATRA Vertretungen von anderen Marken. So ist es nicht verwunderlich, dass 1963 die Besitzer eine Änderung des Firmennamens beantragten. Die nunmehrige Ringhoffer GmbH. führte die Tradition des Karosseriebaus weiter und übernahm die Vertretung von Peugeot, Alfa Romeo und Rover. 1980 gingen endgültig die Lichter aus und heute befindet sich auf dem ehemaligen Werksgelände das Einkaufszentrum Simmering.

Privatarchiv Ing. Stefan Machaczek
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